Erfahrungsbericht von einem 10-tägigen Schweige-Meditations-Retreat im Suan Mokkh Kloster in Thailand. 10 Tage mit wenig Schlaf, zwei vegetarischen Gerichten pro Tag, körperlichem Unwohlsein, psychischem Down, nicht rauchen, lesen oder reden, Waschen mit einem Sarong ohne fliessendes Wasser, einem Holzkissen und einer lehrreichen Auseinandersetzung mit sich selbst.
Der Weg zum Hauptkloster
Nicht alle sind so verrückt und reisen direkt am Anschluss an die Fullmoon Party, die wohl bekannteste Strandparty in Koh Phangan Thailand, nach Chaiya in ein Kloster. Ich schon. Der Grund dafür war die Terminplanung, die es nicht ermöglicht hat zu einem späteren Zeitpunkt anzureisen. Als 25ig-jähirige war ich auf der Suche nach mir selbst, nach Abenteuer und war offen für alles, was kommt. Mit 2 Stunden Schlaf, einer kurzen Schiffsfahrt, einer haarsträubenden Busfahrt, 70 Minuten Tuk-Tuk-Fahrt, kam ich im Hauptkloster Wat Suan Mokkh an. Das atemberaubende Waldkloster befindet sich an der Küste Südthailands, 600 km von Bangkok entfernt. Es wurde 1932 von Buddhadāsa Bhikkhu gegründet und entwickelte sich zum innovativsten und fortschrittlichsten buddhistischen Lehrzentrum in Siam weiter.
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Das Meditationsrückzug
Dieses Meditationsretreat ist eine Herausforderung, denn es ermöglicht den Weg in die tiefe Auseinandersetzung mit sich selbst im innen. Es ist ein ernsthafter Rückzugsort. Viele Menschen sind sich nicht sicher, was sie erwartet, und das ist in Ordnung. Doch für dieses Retreat muss man eine ernsthafte und engagierte Haltung mitbringen. Das Kloster bietet diesen Meditationsretreat für unglaubliche 53 Euro an, dabei ist alles Inklusive. Daran erkennt man, dass dieses Retreat sich am Menschen und nicht am Profit orientiert.
Etwa zwanzig Touristen und ich, hatten die Ehre täglich von Mönchen unterrichtet zu werden. Sie lehrten das Ende des Leidens, indem man sich nicht an irgendetwas als „ich“ oder „mein“ bindet. Sie nannten den Ort des Retreats den "Garten der Befreiung". Das Ziel dieses Meditationsretreats war, den Garten der Befreiung für sich selbst zu verstehen und zu entdecken, als auch im aussen. Im wunderschönen Wat Suan Mokkh hast du die Möglichkeit, während eines 10 Tage Retreats die Grundlagen der Meditation basierend auf Ānāpānasati zu lernen. Ānāpānasati bedeutet so viel wie achtsam ein- und ausatmen. „Ānāpāna“ verweist auf das Ein- und Ausatmen und „Sati“ bedeutet Achtsamkeit.
Hier sind die ersten 4 Schritte von Ānāpānasati:
1) Der lange Atem
(Du atmest lange aus und weist: “Ich atme lange aus“; du atmest lange ein und weisst: “Ich atme lange ein“)
2) Der kurze Atem
(Kurz ausatmend, weisst du: “Ich atme kurz aus“; Kurz einatmend, weisst du: “Ich atme kurz ein“)
3) Die Verbindung mit dem Körper und der Atmung
(Ich erlebe meinen ganzen Körper, während ich ausatme. Ich erlebe meinen ganzen Körper, während ich einatme)
4) Entspannung des Körpers mit der Atmung
(Ich atme lange ein und entspanne meinen Körper. Ich atme lange aus und entspanne meinen Körper)
Hab und Gut
Nach der Anmeldung durfte ich mich von allem trennen, was mich davon ablenkt in Kontakt mit meiner Innenwelt zu treten. Die innere Aufregung stieg. Damals (Oktober, 2013) war ich Raucherin und musste den Tabak für diese Zeit sistieren. Ausserdem mussten alle das Handy, den Pass und andere elektronische Gegenstände abgeben. 10 Tage bin ich vom Erdboden verschwunden. Ohne Kontakt zur Aussenwelt, ohne ein Wort zu reden und ohne eine Beschäftigung ausser dem vorgegebenen Tagesplan vom Kloster.
Das Bett bestand aus Beton, darauf befand sich eine hauchdünne Matte und ein Holzkissen. In diesem Kloster gab es kein fliessendes Wasser, lediglich einen Brunnen aus Ziegelsteinen, aus dem wir für die Körperhygiene, Wasser schöpften. Körperfreizügigkeit war nicht erlaubt, weswegen wir den Körper mit einem Sarong (Wickelrock aus einem Stück Stoff), während der Waschung, schützen mussten. Auch auf der Toilette stand ein Eimer voller Wasser, mit dem wir den Urin- sowie Stuhlgang wegspülten und unsere Intimhygiene gewährleisteten. Für diese 10 Tage hatte ich immer wieder verschiedene Haustiere wie Spinnen und Geckos.
Der Ablauf
Das Suan Mokkh 10-tägige Stille-Meditations-Retreats beginnen am 1. eines jeden Monats. Die Anmeldung erfolgt am Vortag, das ist der letzte Tag des Vormonats. Bis heute, kann man sich nur persönlich vor Ort anmelden. Eine Voranmeldung ist nicht möglich. Die Regel "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst" wird strikt eingehalten. Um mir einen Platz zu sichern, habe ich mich dazu entschlossen bereits einen Tag früher, am Tag vor der Registrierung, in Suan Mokkh anzureisen. Die Übernachtung im Hauptkloster war eine wundervolle Erfahrung und zudem noch kostenlos. Deswegen kam ich am Registrationstag frühzeitig im nahegelegenen Retreat-Zentrum an.
Registrationstag
Am Registrationstag konnte man sich bis 15:00 Uhr anmelden. Vor der Anmeldung fand ein obligatorisches, persönliches Gespräch mit einem Mitarbeiter statt, der alle notwenigen Punkte erklärt hat. Um 16:00 Uhr fand die Willkommensrede vom Abt statt, danach gab es eine Rundführung, einen warmen Tee, eine Frage und Antworten Stunde, die mit dem Beginn vom stillen Rückzug endete. 10 Tag durfte ich kein Wort über meine Lippen bringen.
Das Tagesprogramm von Tag 1 bis Tag 10
Der Tagesablauf war vollständig einzuhalten, ausser Yoga und Bewegung.
04.00 *** Aufwachen *** = Klosterglocke
04.30 Morgenlesung
04.45 Sitzmeditation
05.15 Yoga / Bewegung - Achtsamkeit in Bewegung
07.00 *** Dhammagespräch & Sitzmeditation
08.00 Frühstück & Aufgaben
10.00 *** Dhamma-Gespräch
11.00 Geh- oder Stehmeditation
11.45 *** Meditation im Sitzen
12.30 Mittagessen & Aufgaben
14.30 *** Meditationsanleitung & Sitzmeditation
15.30 Geh- oder Stehmeditation
16.15 *** Meditation im Sitzen
17.00 *** Chanting & Liebende Güte Meditation
18.00 Tee & heisse Quellen
19.30 *** Meditation im Sitzen
20.00 Gehmeditation in der Gruppe
20.30 *** Meditation im Sitzen
21.00 *** Schlafenszeit
(die Tore werden um 21.15 Uhr geschlossen)
21.30 *** LICHT AUS
Erfahrung
Jeden Morgen um 04:00 Uhr klingelte die Glocke, um uns alle zu wecken und zu signalisieren, dass die Morgenlesung in der nächsten halben Stunde beginnen wird. Es ging also auch ohne Handy. Es gab Reis zum Frühstück, zum Mittagessen und fürs Abendmahl erhielten wir eine Schokolade. Das Essen war geschmacklos. Durch das kontinuierliche Schwitzen, durfte ich meine Kleidung jeden Tag in einem Eimer Waschen und im Innenhof aufhängen. Die Dhamma Talk konnte ich wegen der leisen und murmelnden Stimme des Mönchs beinahe nicht verstehen. Die Umgebung war traumhaft, ruhig und friedlich. Wir waren umgeben von summenden Insekten, Teichen und einer Vielfalt von Pflanzen. Die Stunden fühlen sich länger an als gewohnt. Meine Gedanken wanderten immer wieder nach Hause. Am Abend des zweiten Tages wurde ich langsam emotional. In dieser Nacht konnte ich kein Auge zu tun und kämpfte in der morgendlichen Meditation mit der Müdigkeit. Der innere Kampf begann. Tausende Gedanken schleuderten hin und her. Das Gefühl von Heimweh überkam mich, weswegen ich nach Hause fliegen wollte. Jeden Tag verschwand wieder ein Tuch vor einem Zimmer, was der Hinweis darauf war, dass jemand das Retreat verlassen hat.
Erst am Tag vier überkam mich ein Lächeln. Mir ging es wieder gut. Körper und Geist fühlten sich verbunden an. Am Abend besuchten mich wieder die dunklen Wolken. Stimmungsschwankungen pur. Die Gelenke schmerzten, der Rücken schreit vor Anspannung und die Sehnsucht nach fliessendem Wasser stieg an. Am fünften Tag hat es geregnet. Eine nach dem anderen entfernten sich vom Unterschlupf und standen mit dem Sarong im Regen. Die Sinnesorgane nahmen mehr Reize auf. Es fühlte sich sensationell an.
Die ersten sechs Tage waren die grösste Herausforderung. Nach und nach gewöhnte ich mich an das Neue normal. Immer Mal wieder, kullerten Träne über meine Wangen. Alte Wunden durften während der Meditation heilen. Ich freute mich auf den Reis mit Bohnen, der Sternenhimmel wurde immer eindrücklicher und das grosse Krokodil im Teich lehrte mich der Natur mit Respekt zu begegnen.
Alles in allem, war es eine lebensverändernde Reise zu mir selbst. Durch die Auseinandersetzung mit meiner Gedanken- sowie Gefühlswelt durfte ich einige Wunden heilen.
Austrittstag
Am letzten Tag durften wir wie immer um 04:00 Uhr aufstehen, zur Morgenlesung und zur Sitzmeditation. Danach durften wir alles zusammenpacken, das Zimmer aufräumen und das Schweigen während wir zum Hauptkloster gelaufen sind unterbrechen. Wir haben gemeinsam gefrühstückt und sind danach sind unsere Wege wieder auseinander gegangen.
Ich flog am Nachmittag direkt nach Bangkok, was sich als grosse Herausforderung entpuppte. Die Hauptstadt Thailands hat 8,249 Millionen Einwohner, die für ordentlich Lärm und Gerüche sorgten, die meine feinen Sinnesorgane überreizten. Nach einem MC Donalds Besuch, in dem meine Geschmacksknospen explodierten, zog ich mich für zwei weitere Tage ins Hotelzimmer zurück, um mich Stück für Stück wieder an die Welt der tausend Reize zu habituieren.
Hast Du auch einmal ein Schweige-Retreat besucht?
Finde Dich in der Ruhe und energetisiere Dein Leben!
Deine Kim
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